Informationen

Ziele und Nutzerhinweise

Weshalb wurde diese Handreichung entwickelt?

Eine Vielzahl von Standards ermöglichen Organisationen, ein effektives und glaubwürdiges Nachhaltigkeitsmanagement aufzubauen und dieses transparent weiterzuentwickeln und offenzulegen. Diese Standards sind inhaltlich vor allem auf Wirtschaftsunternehmen ausgerichtet. Ein allgemein akzeptiertes Verständnis davon, wie außeruniversitäre Forschungseinrichtungen das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung operationalisieren und systematisch in ihre Abläufe integrieren können, ist bislang nicht vorhanden. Managementsysteme, die primär auf Unternehmen zugeschnitten sind, können nur begrenzt angewendet werden, da sich Forschungseinrichtungen als gemeinnützige Organisationen in ihrem Auftrag, Geschäftszweck sowie rechtlichen und organisatorischen Aufbau von Wirtschaftsunternehmen signifikant unterscheiden. Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass sich die Auswirkungen von Forschungsleistungen auf Umwelt und Gesellschaft – im Gegensatz zu den meisten Produkten und Dienstleistungen von Wirtschaftsunternehmen – teilweise erst mit deutlicher zeitlicher Verzögerung zeigen.

Um diese Lücke zu schließen, wurde die auf dieser Internetseite dargestellte Handreichung im Rahmen des BMBF-geförderten Verbundprojekts „Leitfaden Nachhaltigkeitsmanagement“ von der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft und der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam entwickelt. Sie bietet eine forschungsspezifische Interpretation vorhandener Standards des Nachhaltigkeitsmanagements und der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Weiterhin gibt sie einen Überblick über zentrale Ansätze, Handlungsfelder sowie Umsetzungsmöglichkeiten, welche die Besonderheiten von Forschungsorganisationen explizit berücksichtigen – unabhängig davon, ob sie anwendungs- oder grundlagenorientierte Forschung betreiben.

Die Handlungsfelder sind jeweils einem der fünf Funktionsbereiche Organisationsführung, Forschung, Personal, Gebäude und Liegenschaften und Unterstützende Prozesse zugeordnet. Darüber hinaus wurden „fact sheets“ entwickelt. Diese enthalten vertiefende Informationen zu den einzelnen Themen der Handlungsfelder und weisen auf weiterführende Literatur und Standards hin.

An wen richtet sich diese Handreichung?

Diese webbasierte Handreichung richtet sich insbesondere an Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger außeruniversitärer Wissenschaftsorganisationen sowie an alle, die sich mit der Thematik auf Ebene der Dachorganisationen oder in den einzelnen Einrichtungen, Zentren und Instituten beschäftigen. Sie soll Organisationen den Einstieg erleichtern, die am Anfang ihres Nachhaltigkeitsengagements stehen, aber auch jene unterstützen, die ihr bereits vorhandenes Nachhaltigkeitsmanagement weiter systematisieren und ausbauen wollen.

Warum sollten sich Forschungsorganisationen mit Nachhaltigkeit beschäftigen?

Vor dem Hintergrund weitgreifender ökologischer, sozialer und ökonomischer Herausforderungen sehen Politik und Zivilgesellschaft die Forschung zunehmend in der Rolle, Handlungsoptionen für den Umgang mit den drängenden Fragen der gesellschaftlichen Entwicklung zu formulieren. Diese Forderungen finden sich in politischen Strategiedokumenten auf verschiedenen Ebenen wieder, beispielsweise in der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie und der Hightech-Strategie der Bundesregierung, in der EU-Nachhaltigkeitsstrategie, im EU-Rahmenprogramm Horizon 2020 sowie in den UN Sustainable Development Goals.

Neben dem Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme und dem Aufzeigen zukünftiger Herausforderungen durch Forschung spielt auch die Vermeidung von Risiken und möglichen Schäden durch die Forschungstätigkeit eine Rolle, da wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfindungen die Gesellschaft und die Umwelt oft langfristig, manchmal disruptiv beeinflussen. Schließlich tragen Forschungseinrichtungen, genau wie andere Organisationen und Unternehmen, eine unmittelbare Verantwortung für die Auswirkungen ihrer Tätigkeit auf Gesellschaft, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Umwelt.

Wie knüpft diese Handreichung an vorhandene Standards an?

Durch Verweise und Anmerkungen wird die Anschlussfähigkeit der beschriebenen Handlungsfelder an national und international anerkannte Standards der Nachhaltigkeitsberichterstattung verdeutlicht – insbesondere an die Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI) und den Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK).

Des Weiteren basieren Informationen auf dieser Internetseite auf international anerkannten Normen zum Nachhaltigkeitsmanagement bzw. zur gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen, etwa den Prinzipien des United Nations Global Compact sowie Grundsätzen und Handlungsfeldern der internationalen Norm ISO 26000.

Standards der Nachhaltigkeitsberichterstattung

Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI)
Die GRI-Leitlinien sind der weltweit anerkannteste Standard zur Nachhaltigkeitsberichterstattung und werden derzeit von mehr als 5000 Unternehmen und Organisationen aus über 70 Ländern genutzt. Die umfassende Sammlung an relevanten Aspekten und Indikatoren wurde in einem Multi-Stakeholder-Ansatz entwickelt und 2013 in der aktuellen Auflage (GRI G4) veröffentlicht. Für einige Branchen gibt es außerdem spezifische Ergänzungen (Sector Guidance). Für Forschungsorganisationen ist dies nicht der Fall.

Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK)
Der DNK wurde 2011 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) mit dem Ziel entwickelt, Nachhaltigkeitsleistungen von in Deutschland ansässigen Unternehmen transparenter und vergleichbarer zu machen. Er enthält 20 Transparenzkriterien, zu denen freiwillig teilnehmende Unternehmen und Organisationen jährlich eine Entsprechenserklärung abgeben.

Internationale Standards zur gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen

UN Global Compact 
Die strategische Initiative der Vereinten Nationen ist mit mehr als 10.000 beteilig¬ten Unternehmen und Organisationen das weltweit größte internationale Netzwerk zum Thema Nachhaltigkeit. Die Mitglieder verpflichten sich zur Einhaltung und Förde¬rung zehn universeller Prinzipien aus den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung.

ISO 26000
Die nicht zertifizierbare ISO-Norm wurde in einem internationalen Multi-Stakeholder-Prozess erarbeitet und beschreibt Grundsätze und Handlungsfelder innerhalb der Kernthemen Menschenrechte, Umweltschutz, Arbeitsnormen, Korruptionsbekämpfung, Verbraucherinteressen sowie Entwicklung und Einbindung der Gesellschaft. Sie gibt zudem Handlungsempfehlungen, wie Organisationen in den jeweiligen Kernbereichen ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen sollten.

Weiterführende Informationen

Global Reporting Initiative (2013): „G4-Leitlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Berichterstattungsgrundsätze und Standardangaben“.
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Rat für Nachhaltige Entwicklung (2015): „Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex. Maßstab für nachhaltiges Wirtschaften“, (2. komplett überarbeitete Fassung).
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United Nations: The Ten Principles of the UN Global Compact
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DIN Deutsches Institut für Normung e.V. (2010): Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung (ISO 26000:2010)