Transfer und Austausch
Wissensvermittlung zwischen Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft sowie intensiven Austausch mit und Einbindung von gesellschaftlichen Akteuren stärken
Was ist damit gemeint?
Der Transfer und Austausch von Wissen zwischen Forschungsorganisationen, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft umfasst folgende Bereiche:
- Wissenschaftskommunikation
- Open Access
- Einbindung, Dialog und Beteiligung
- Wissens- und Technologietransferlehre sowie Betreuung von studentischen und wissenschaftlichen Qualifikationsarbeiten
Dabei kann Wissen in unterschiedlicher Form transferiert werden: es wird zwischen der Übertragung von »dokumentiertem Know-how«, beispielsweise in Form von Veröffentlichungen und Lizenzen sowie dem Transfer von personengebundenem Wissen und einem Sachmitteltransfer unterschieden.
Wissenstransfer ist ein wichtiger Hebel, um die Forschungsergebnisse gesellschaftlich wirksam zu machen, also Entwicklungen, Entscheidungsfindungen oder Wissenszuwachs außerhalb der Scientific Community anzustoßen. Ebenso eröffnen sich Chancen für neue Impulse für die Forschung durch eine geeignete Beteiligung der Öffentlichkeit. Die vermehrte Einbindung der Gesellschaft in Wissenschaft und Forschungsprozesse wird ebenfalls in zentralen Programmen auf nationaler wie europäischer Ebene (z.B. Horizon 2020, Hightech-Strategie der Bundesregierung) gefordert. So enthält auch der Pakt für Forschung und Innovation III das forschungspolitische Ziel der „Stärkung des Austausches der Wissenschaft mit Wirtschaft und Gesellschaft“.
Wissenschaftskommunikation beinhaltet die Übersetzung von Forschungsergebnissen in eine allgemein verständliche Sprache bzw. in leicht zugängliche, niedrigschwellige Formate. Forschungsergebnisse und Positionen der Wissenschaftsinstitutionen können der Öffentlichkeit über verschiedene Medien, zum Beispiel Forschungsmuseen, populärwissenschaftlichen Publikationen oder Web-2.0-Formate, vermittelt werden. Ein proaktiver Wissenstransfer in die Politik kann durch Bereitstellung fachlicher Expertise, Identifikation wesentlicher Zukunftsthemen (Forschungs- und Technologietrends) und forschungsbasierte Politikberatung direkt zur Verbesserung der politischen Entscheidungsgrundlage beitragen.
Open Access bedeutet den freien und langfristigen Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen und wissenschaftlicher Literatur, der die Sichtbarkeit von Forschungsergebnissen erhöht, eine breite Zugänglichkeit schafft und damit Innovationsaktivitäten befördert. Man unterscheidet zwischen Open Access Gold1 und Open Access Grün2. Gemeinsam ist beiden Open-Access-Varianten, dass Texte und Objekte digital frei zugänglich gemacht werden.
Bereits 2003 haben alle großen deutschen Forschungseinrichtungen die „Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities“ unterzeichnet und sich verpflichtet, alle publizierten Forschungsergebnisse im Internet frei zugänglich zu machen – beispielsweise in Open-Access-Zeitschriften.
Die aktive Einbindung der Gesellschaft, der Dialog über neue soziale und technologische Entwicklungen und eine Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in geeigneten Formaten führt zu einem besseren gegenseitigen Verständnis von Wissenschaft und Gesellschaft. Dabei können die Wechselwirkungen mit der Gesellschaft nicht nur die Relevanz der Forschung erhöhen, sondern auch beiderseitige Lernprozesse und neue wissenschaftliche Fragestellungen entstehen lassen. Je nach Themenstellung und Zielsetzung sind geeignete Akteurskonstellationen und Formate zu wählen und die Aufgaben sowie Rollen der Beteiligten klar zu definieren. Beispielsweise haben strategische Dialoge über grundsätzliche Fragestellungen ein anderes Gestaltungsniveau als partizipativ angelegte Forschungsprozesse.
Durch Wissens- und Technologietransfer werden die Innovationsfähigkeit und die wirtschaftliche Entwicklung von Standorten und Regionen gefördert. Darüber hinaus gewinnt der internationale Wissenstransfer, insbesondere für Entwicklungsländer und deren wirtschaftliche Entwicklung, an Bedeutung.
Wesentliche Kanäle für den Transfer in die Wirtschaft sind Kooperationen im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsaufträgen und der Durchführung gemeinsamer Projekte, Vorträge, Veröffentlichungen und Datenbanken, Schutzrechte und Lizenzierung, Unternehmensausgründungen durch Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter von Forschungsorganisationen (Spin-offs) sowie Personaltransfer.
Das Engagement außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in der Lehre und Betreuung führt zu einer Erweiterung des Angebots, ermöglicht Studierenden Zugang zu aktuellen Forschungsfragestellungen und verbessert die Betreuungsrelation. Darüber hinaus können Bildungsangebote der Forschungsorganisationen entlang der gesamten Bildungskette – von der Kindertagesstätte über die Schule bis zur Universität – die Begeisterung für Forschung breit in die Gesellschaft tragen.
Wie kann eine Umsetzung in Forschungsorganisationen aussehen?
- Schaffung institutionalisierter Kooperationsplattformen, zum Beispiel gemeinsame Graduiertenkollegs, Promotionskomitees und Nachwuchsgruppen
- Bereitstellung verschiedener Kommunikationsformate, etwa Homepage, Newsletter, Video- oder Audio-Podcasts, Ausstellungsformate, Forschungsblogs, zur Förderung einer adressatengerechten Kommunikation an verschiedene Zielgruppen
- Umsetzung geeigneter Dialog- und Beteiligungsformate für den Austausch mit und zur Einbindung von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen
- Förderung des Wissens- und Technologietransfers durch die Entwicklung von Anreizsystemen und neuen Geschäftsmodellen, beispielsweise bei Spin-off-Gründungen
- Kooperationen mit Bildungsträgern entlang der gesamten Bildungskette
Praxisbeispiele
Fraunhofer Open Access-Strategie 2020
Die Fraunhofer-Gesellschaft verfolgt bei der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen uneingeschränkt das Prinzip des Open Access und hat sich ganz konkret zu einer Open Access-Strategie 2020 verpflichtet.
Open-Science Strategie der Helmholtz-Gemeinschaft
Der Begriff Open Science bezeichnet einen kulturellen Wandel in der wissenschaftlichen Arbeitsweise und Kommunikation. Computergestütztes Arbeiten und digitale Kommunikation ermöglichen einen effektiveren und offeneren Informationsaustausch innerhalb der Wissenschaft und fördern den Transfer der Ergebnisse in die Gesellschaft. Der offene, durch möglichst wenige finanzielle, technische und rechtliche Hürden behinderte Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen, Forschungsdaten und wissenschaftlicher Software erweitert die Transparenz und die Möglichkeiten zur Qualitätssicherung wissenschaftlicher Arbeit, erhöht durch eine verbesserte Informationsversorgung die Leistungsfähigkeit der Wissenschaft und steigert durch die Erleichterung des Wissenstransfers in Wirtschaft und Gesellschaft die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Innovation.
Wissenstransfer als Teil der Helmholtz-Mission
Es ist das Selbstverständnis der Helmholtz-Gemeinschaft, durch hochkarätige Forschung zur Lösung der drängenden Fragen und Probleme der heutigen Zeit beizutragen. Daher ist es unerlässlich, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die an den Helmholtz-Zentren entstehen, die richtigen Zielgruppen in der Gesellschaft erreichen und ihnen wissenschaftliche fundierte Entscheidungen ermöglichen. Hierbei entsteht ein enger Dialog mit den verschiedensten gesellschaftlichen Akteuren aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Bildung und Medien.
Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft
©Leibniz
Forschungsbasierter Wissens- und Technologietransfer in die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie der Dialog mit diesen spielt in vielen Instituten eine wichtige konzeptionelle Rolle, speziell bei den acht Leibniz-Forschungsmuseen und bei den sechs Leibniz-Wirtschaftsforschungsinstituten.
Weiterführende Informationen
Hightech-Strategie der Bundesregierung
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European Union (2012): „Responsible Research and Innovation. Europe’s ability to respond to societal challenges“
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Pakt für Forschung und Innovation III
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Nachhaltigkeits-
berichterstattung
GRI-Indikator
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